Dieselskandal: Mangel wird durch Software-Update nicht beseitigt
Stickoxid-Ausstoß auch nach Update zu hoch
Nachdem der VW-Abgasskandal im Herbst 2015 bekannt wurde, sollte alles schnell gehen. In wenigen Monaten wurden Software-Updates für die betroffenen Pkw der Marken VW, Audi Seat und Skoda mit dem Dieselmotor EA 189 entwickelt und dem Kraftfahrt-Bundesamt zur Freigabe vorgelegt, das dann auch schnell grünes Licht gab. „Es galt offenbar das Prinzip Schnelligkeit vor Gründlichkeit, damit der Abgasskandal aus den Schlagzeilen verschwindet. Den Schaden haben die Verbraucher, die mit den Folgen des Software-Updates zu kämpfen haben“, sagt Rechtsanwalt Dr. Gerrit W. Hartung.
Immer wieder haben betroffene VW-Kunden nachdem das Software-Update aufgespielt wurde, schon über Probleme bei den Motoren geklagt. Besonders auffällig ist dabei, dass die Fahrzeuge mehr Kraftstoff verbrauchen. Das ist vermutlich Folge eines eilig entwickelten Updates, das für die meisten Fahrzeuge innerhalb von 12 Monaten vorgelegt wurde. Üblich sei in solchen Fällen eine Entwicklungszeit von 48 Monaten, berichtete das Handelsblatt im Dezember 2019. Die Software wurde von der IAV (Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr), an der VW laut Handelsblatt zu 50 Prozent beteiligt ist, entwickelt.
Weiter berichtet das Handelsblatt, dass die IAV die Mängel des Updates dem KBA vorgelegt habe. Doch die Behörde stellte offenbar keine eigenen Prüfungen an, sondern überließ dies VW.
Das Ergebnis ist bekannt: Die Freigabe für das Update wurde zügig erteilt. Welche Folgen das Update langfristig auf den Motor hat, konnte jedoch gar nicht überprüft werden.
Ernüchternd ist auch ein Bericht des Umweltbundesamts aus September 2019 zum Stickoxid-Ausstoß von Diesel-Pkw. Demnach stoßen die Fahrzeuge auch nach dem Software-Update zu viel Stickoxid aus. Messungen an acht Fahrzeugen hätten ergeben, dass die Stickoxid-Emissionen nach dem Update im realen Straßenverkehr um rund 25 Prozent gesunken seien und durchschnittlich bei 588 mg/km lagen. Damit wird der zulässige Grenzwert immer noch um das Dreifache überschritten.
Hardware-Nachrüstungen mit SCR-Katalysatoren seien nach Angaben des Umwelt-Bundesamts eine wesentlich effizientere Lösung. Erste Systeme wurden bereits genehmigt. Fraglich ist jedoch, wer die Kosten dafür übernimmt.
„Durch das Software-Update konnte der Mangel nicht beseitigt werden. Es sind sogar neue Mängel wie beispielsweise erhöhter Kraftstoffverbrauch oder erhöhter Verschleiß hinzugekommen. Daher haben die betroffenen VW-Kunden Ansprüche auf Schadensersatz oder eine Hardware-Nachrüstung“, so Dr. Hartung, Kooperationspartner der IG Dieselskandal.