Abgasskandal - Ex-Manager verhaftet
Verstrickungen bei Abgasmanipulationen
In den Abgasskandal kommt etwas Bewegung. Erstmals wurde mit Wolfgang Hatz ein ehemaliger Volkswagen-Manager wegen seiner Verstrickungen in die Diesel-Affäre und sein Zutun bei den Software-Manipulationen an den Motoren EA189 und am 3 Liter-TDI-6-Zyl., der z. B. von Porsche für die SUV genutzt wurde.
Es handelt sich um den ehemaligen Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz. Besonders prekär: Wolfgang Hatz galt in seiner VW-Zeit als sehr enger Vertrauter des damaligen VW-Vorstands Martin Winterkorn, der bis heute jedes Wissen um Softwaremanipulationen abstreitet. Eines von Winterkorns besten Pferden im Stall wurde jetzt in München dem Haftrichter vorgeführt und in Haft genommen. In München befasst sich die zuständige Staatsanwaltschaft München II derzeit mit den Ermittlungen gegen führende Audi-Manager. Bei Wolfgang Hatz reichten die Beweise wohl aus. Vielleicht kommen die Ermittler jetzt aber an neue Unterlagen heran, denn zeitgleich zur Verhaftung gab es auch Hausdurchsuchungen an zwei Standorten.
Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt seit einiger Zeit gegen ehemalige Manager der Konzern-Tochter Audi. Hier ist es besonders interessant, inwieweit man ihnen Wissen oder sogar aktives Zutun bei den Softwaremanipulationen rund um die Abgasreinigung des 3 Liter- Audi-Motors nachweisen kann. Der Motor wird als „TDI“ in den Porsche Cayenne der Schadstoffklasse 6, im Macan Diesel S sowie in aktuellen Modellen von Audi (A8, A7 und Q7) und im VW Touareg verbaut. Besitzer solcher Fahrzeuge, die ihr Auto zurückgeben wollen, erfuhren bislang von Händlern und Rechtsschutzversicherungen, dass mit Ausnahme des Cayenne keine weiteren SUV und Oberklasselimousinen betroffen seien.
Das könnte sich jetzt ändern, denn mit Wolfgang Hatz wurde ein Insider der höchsten Ebene verhaftet. Seine Aussagen dürften auch wegen der weiteren kartellrechtlichen Ermittlungen von Bedeutung sein, denn Hatz war in den Vorstandsetagen von VW und der Töchter sehr bewandert und pflegte seine Kontakte zu Audi auch nach seinem Ausstieg bei Porsche 2015.
Bei der Porsche AG war er Chef der „Versuchsabteilung Formel 1“, 2001 bis 2007 leitete er die Motorenentwicklung der Audi AG, bis er 2007 die Verantwortung über die Motorenentwicklung bei VW selbst übernahm – immerhin als Generalbevollmächtigter der Volkswagen AG. 2011 dann ein letzter Abstecher in die Entwicklungsabteilung von Porsche, wo er gegen eine sicherlich millionenschwere Abfindung mit Aufhebungsvertrag die Chance zum Ausstieg nutzte. Viel zu tun gab es ohnehin nicht: Hatz war schon im September 2015 beurlaubt worden, damals waren Untersuchungen zu seiner Rolle im Diesel-Skandal erfolglos geblieben. Allerdings: Die Abfindung wurde unter Vorbehalt ausgezahlt. Erhärten sich jetzt die Vorwürfe, dann dürfte das Geld zurückgezahlt werden müssen.
Die Ermittlungen beziehen sich auch auf Aktionen nach der Beurlaubung. Hatz soll im Kontakt mit führenden Audi-Managern gewesen sein, um diese auf eine optimale Strategie zu den Aussagen im Abgasskandal einzustimmen.
Rechtsanwalt Dr. Gerrit W. Hartung vertritt seit Beginn des Diesel-Skandals Volkswagen-Kunden, zuletzt auch vermehrt Besitzer von Porsche und Audi: „Die Managerhaftung und der Nachweis von Absprachen käme allen Opfern des Dieselskandals zugute, denn dadurch ergibt sich der Beweis, dass eingetretene Schäden hätten verhindert werden können.“